Energietag 2025
Quo vadis Energiewende? Der Energietag der Ingenieurkammer Niedersachsen lud am 7. Mai zu Austausch und Diskussion über aktuelle Entwicklungen in der Energiewende nach Hannover ein. Unter dem Motto Ressourceneffizienz und Energieversorgung der Zukunft beleuchteten sieben Stakeholder aus Wissenschaft und Verwaltung vor rund 120 Gästen die ökologischen und technischen Herausforderungen und stellten sich den Fragen des Publikums. Die Schwerpunkte:
Wege zum nachhaltigen Betonbau – Eine Standortbestimmung
Prof. Michael Haist vom Institut für Baustoffe der Leibniz Universität Hannover gab mit seinem Vortrag Einblicke in die Transformation im Tragwerksbau und zeigte Ansätze und Empfehlungen für materialeffiziente Tragwerke und Ressourceneinsparungen bei der Betonproduktion auf. Denn angesichts der drastisch zunehmenden Klimawandelfolgen müsse Nachhaltigkeit zum Schutzziel werden, betonte der Vorsitzender Deutscher Ausschuss für Stahlbeton (DAfStb) und verdeutlichte anhand ausgeführter Beispiele Lösungen und Potentiale, wie Zielvorgaben definiert und Tragwerk und Material aufeinander adaptiert, entsprechend optimiert und eine Nachweisführung gemacht werden, um hin zur Minimierung von Emissionen aus Bau- und Nutzungsphase und einem leistungsfähigen, dauerhaften und kreislaufgerechten Bauen für die Planungs- und Baupraxis zu gelangen.
Grüner Wasserstoff – Hype oder Hoffnungsträger?
Prof. Richard Hanke-Rauschenbach, ebenfalls Leibniz Universität Hannover, Institut für Elektrische Energiesysteme (IfES) mit dem Fachgebiet Elektrische Energiespeichersysteme beleuchtete die potentiellen Funktionalitäten von Wasserstoff und das Spannungsfeld im künftigen Energiesystem an Beispielen. Es überraschte nicht, das Wasserstoff dabei in Konkurrenz zu alternativen Technologien stehe, die weniger Flexibilität aber höheren Wirkungsgrad auch hinsichtlich der Wirtschaftlichkeit bieten, wie er an zahlreichen Beispielen verdeutlichte. Daran werde sich erst perspektivisch etwas ändern, ergänzte Hanke-Rauschenbach. Aktuell zeichne sich der Wärmesektor durch den Einsatz von Wärmepumpen, Fernwärme und Geothermie aus, während in der Mobilität die Batterie-elektrischen Antriebe derzeit die bedeutendste Rolle spielen.
Anforderungen an elektrische Versorgungsanlagen
Mit zunehmender Elektrifizierung und steigendem Bedarf an CO2 neutralem Strom stehen insbesondere auch die Anforderungen an die Entwicklung und Etablierung elektrischer Versorgungsanlagen im Fokus. Dipl.-Ing. Robin Hildebrandt und Dipl.-Ing. Marcus Velden von enercity blickten angesichts der gesteckten Klimaziele 2045 auf die Umsetzung der komplexen Energieprojekte, die der Umbau der fossilen Versorgung nach sich zieht. An Beispielen des Ausbaus von Windparks und Fernwärmenetzen, dem Rück- und Umbau von Öl- und Gasspeichern und Maßnahmen der Effizienzsteigerung benannten sie die vielfältigen Herausforderungen und komplexen Themen der Sektorkopplung, die bei der Energiewende und Elektrifizierung an Planung, Betrieb und Instandhaltung adressiert sind, um zu nachhaltigen Lösungen zu gelangen.
Anlagen zur Nutzung der oberflächennahen Geothermie – Wesentliche Einflussfaktoren auf die Wirtschaftlichkeit
Technologische Verbesserungen und staatliche Förderungen führten bei wachsendem Umweltbewusstsein in den vergangenen Monaten und Jahren zu einer steigenden Absatzentwicklung bei den Wärmepumpen, brachte Dipl.-Ing. Markus Sommer, Öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für Anlagen zur Nutzung der oberflächennahen Geothermie, zum Ausdruck. Dieser Trend werde anhalten. Bei unweigerlichem Anstieg der Gaspreise, steige auch die Effizienz und Wirtschaftlichkeit von Geothermie, prognostizierte der Sachverständige, denn die Wirtschaftlichkeit erdgekoppelter Wärmepumpenanlagen gegenüber Anlagen mit fossilen Energieträgern sei stark abhängig von dem Verhältnis Gas- zu Strompreis. Sein Fazit: Erdgekoppelte Wärmepumpenanlagen seien ein essenzieller Baustein zur Reduzierung der CO2-Emissionen und spielten eine wichtige Rolle bei der Energiewende.
Rahmenbedingungen für die Energiewende: Politische Strategien und Maßnahmen
Niedersachsen will bis 2040 klimaneutral werden. Dieses ambitionierte Ziel stellt die Energiewirtschaft vor eine enorme Transformationsaufgabe, die Rekordinvestitionen erfordert. Antje Retzlaff vom Verband kommunaler Unternehmen e. V. (VKU), Landesgruppe Niedersachsen/Bremen, verdeutlichte die Schlüsselrolle, die kommunale Unternehmen als Betreiber kritischer Infrastrukturen bei der Energiewende einnehmen.
Um diese Transformation volkswirtschaftlich tragfähig zu gestalten und die gesellschaftliche Akzeptanz zu sichern, sind politische Maßnahmen erforderlich, die auf System- und Kosteneffizienz ausgerichtet sind. Andernfalls drohen stark steigende Energiepreise, die ohne erhebliche politische Gegenmaßnahmen absehbar zu sozialen Verwerfungen führen könnten.
In der Diskussionsrunde wurden die Fachimpulse der Referentin und Referenten intensiv weiter diskutiert. Wir danken unseren Vortragenden für die interessanten Beiträge und den regen Austausch mit unseren Gästen.
Die Ingenieurkammer führte den Energietag in Kooperation mit enercity und VKU im Rahmen der Dialogwerkstatt durch.
Fotos: © Ingenieurkammer Niedersachsen
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