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Hochschule Emden/Leer

Ingenieure für Energieeffizienz, Lasertechnik und Industriedesign

Traditionell wurde am Standort Emden/Leer schon seit den frühen 1980er Jahren Elektrotechnik, Chemie und Physik gelehrt. Die Naturwissenschaften sind heute immer noch gefragt, doch viele innovative Studiengänge sind dazugekommen. In den letzten Jahren ist das verstärkt die Umwelttechnik und die Lasertechnik, wie der Dekan für den Fachbereich Technik, Prof. Dr. Rüdiger Götting, bei dem Campusbesuch erklärt.

Neu sind ebenfalls die Studienbereiche Energieeffizienz und erneuerbare Energien. Hier studieren zukünftige Energieberater, die derzeit von vielen großen Unternehmen eingestellt werden. Gerade hat eine Absolventin der Hochschule eine Stelle bei der Meyer Werft angetreten. Dort arbeitet sie an neuen Antriebskonzepten für die Ozeanriesen, an Themen wie umweltfreundlicher Abwasserentsorgung, Klimatechnik oder der Müllverbrennung an Bord. Rund 30 Tonnen Müll fallen pro Tag auf einem mit 7000 Personen belegten Kreuzfahrtschiff an und es fehlen oft noch effiziente Filteranlagen an Bord.

Knochenjob für Frauen?

Prof. Götting wirft an dem Beispiel dieser jungen Absolventin eine oft gehörte Frage auf: Inwieweit sind in der öffentlichen Meinung solche Werft-Jobs für Frauen, in diesem Fall Ingenieurinnen, geeignet? Immer noch ist es in der Vorstellung vieler Menschen ein körperlich anstrengender Knochenjob, bei dem die Funken sprühen und man abends mit öligen Händen aus der Halle geht. Aber das stimmt für den Ingenieurbereich nicht mehr so ganz. Wie bei vielen anderen Berufen findet ein großer Teil der Arbeit am Computer, im Labor oder am Besprechungstisch statt. Viele anstrengende Tätigkeiten erleichtern heute Maschinen, dadurch ist körperliche Kraft kein limitierender Faktor. Und deshalb ziehen die Frauen hier gerade nach.

Ob Meyer Werft oder Volkswagen, im Dualen Studium ist der Praxisanteil und der gute Kontakt zu späteren potenziellen Arbeitgebern ganz wichtig. In 20 Zugminuten gelangt man von Stade nach Papenburg zur Meyer Werft, was sich als enormer Standortvorteil erweist.

Liegerad aus dem 3D-Drucker

Laser und 3D-Technik sind Zauberworte, die technikbegeisterten Studierenden das große Strahlen auf das Gesicht zaubern. Im Sommer fuhren Studierende der Hochschule Emden/Leer zum Akkuschrauberrennen nach Hildesheim und haben dort ihr Rennfahrzeug vorgestellt. Das Team aus dem Studiengang Maschinenbau und Design an der Hochschule Emden/Leer reiste mit einem Fahrzeug im Gepäck an, das weitgehend aus dem 3D-Drucker kam und dessen Design tragfähig und organisch konzipiert war, damit es komplett mit SLS-Technik gedruckt werden konnte. Gemeinsam mit einem belgischen Kooperationspartner gelang es, die großen Bauteile zu fertigen. Im Vorfeld hatten die Studierenden als Bestandteil der Ausbildung zum Designingenieur verschiedene Software-Schulungen durchlaufen.

In den Laboren und Werkstätten der Hochschule kann man gleich mehrere 3D-Drucker sehen, darunter auch ein Gerät, das aus Metall fertigt.

Flexible Eingangsphase

Damit der Einstieg ins Studium gut klappt, egal ob Überflieger oder eher langsamer Lerner, gibt es an der HS Emden eine flexible Einstiegsphase. Besonders bei den Mathekenntnissen existieren zum Studienbeginn große Unterschiede. In der flexiblen Einstiegsphase kann die Lernstoffmenge individuell gesteuert werden. Dadurch können alle nach ihrem eigenen Tempo durchstarten, entweder gemütlich mit viel Zeit für die Lehrinhalte oder mit Extraprojekten, die unausgelastete Überflieger bei Laune halten. Begleitung bei vielen Fragen bekommt wer möchte durch ein Mentoring-Programm. Wer besonders gute Noten und dazu noch Soft- Skills vorweisen kann, gehört vielleicht zu den Elite-Studis. Dies sind die Praxisverbundstudierenden, die manchmal sogar aus Berlin hierher kommen und bereits von interessierten Firmen angeworben wurden. Noch etwas zeichnet die Besonderheit dieses Studienortes aus: Am Ende des Studiums können die technischen Absolventinnen und Absolventen auch eine vollständige Berufsausbildung aufweisen und haben schon mal mit Lötkolben und Schweißgerät gearbeitet.

60 Prozent Frauenanteil in der Biotechnologie

Der Frauenanteil ist in manchen Studiengängen bereits bei 60 Prozent angelangt, zum Beispiel bei Biotechnologie. Bei der Elektrotechnik liegt er dagegen schon seit Jahren konstant bei 4 Prozent. Eine Sommerhochschule fördert gezielt das Interesse der Abiturientinnen an der Lasertechnik, sie können vier Tage zur Probe studieren und sich in Ruhe mit den Besonderheiten des Studienganges vertraut machen. Die praktische Erfahrung führt oft dazu, dass sie sich schließlich für ein technisches Studium entscheiden. Wenn die jungen Frauen erstmal dabei sind, so Prof. Götting, dann sind sie auch gut und bleiben am Ball.

Sehr festlich endet dann das Studium. Die legendäre Diplomierungsfeier findet traditionell in einer ehemaligen Kirche statt, die zu einer wissenschaftlichen Bibliothek umfunktioniert wurde. Hier feiern dann zweimal im Jahr die Absolventinnen und Absolventen ihre Studienabschlüsse.

Die Auswahl an Ingenieurstudiengängen an der Hochschule Emden/Leer ist umfangreich. Hier ein Überblick.