Kontakt

Ingenieurkammer Niedersachsen

Körperschaft des öffentlichen Rechts

Hohenzollernstr. 52
30161 Hannover

Telefon 0511 39789-0

Fax 0511 39789-34

kammer(at)ingenieurkammer.de

Neujahrsempfang 2023

Mit Wiedersehensfreude ging es für die Ingenieurkammer Niedersachsen in das neue Jahr: Nach zwei Jahren Corona-Pause begrüßte Präsident  Martin Betzler  erstmals wieder rund 300  Ingenieurinnen und Ingenieure, Vertreterinnen und Vertreter aus Politik und Wirtschaft, aus Hochschulen, Kammern und Verbänden zum Neujahrsempfang am 17.  Januar 2023 in der Niedersachsenhalle des Hannover Congress Centrum.

Festgäste der Veranstaltung waren der niedersächsische Wirtschaftsminister Olaf Lies und Frank Böttcher. Der Freiberufliche Meteorologe und Wetterexperte  hielt den Gastvortrag Extremwetter und Klimawandel – Lösungen im Ingenieurbereich.

 

Selbstredend standen damit auch die Fragestellungen zu Energieeffizienz und einem klimaangepassten und ökologischen Bauen im Fokus, wie Präsident Martin Betzler in seinem Grußwort bestätigte und mit dem Sanierungsbedarf in den vorhandenen Bestandsbauten im Wohnungsbau gleichwohl Optionen aufzeigte. Denn eine klimafreundliche Wertschöpfungskette entwickeln und damit dann wirklich nachhaltiger bauen, „das geht vor allem im Gebäudebestand“, lautete das  Plädoyer des Präsidenten für ernsthafte Maßnahmen zur Verbesserung der energetischen Situation im Bestand.

Zugleich forderte Martin Betzler den konsequenten Ausbau erneuerbarer Energien und die Einführung einer Umbauordnung für Niedersachsen, um Sanierungen zu vereinfachen. „Wir müssen mehr mit dem Bestand machen, da liegt ein ungeheures Potenzial“, so der Präsident. Mit Blick auf 80 Prozent unserer Bauwerke, die vor 1990 errichtet wurden, wäre es deutlich sinnvoller, den Bestand zu sanieren als die Standards beim Neubau weiter höher zu schrauben, begründete er und meinte grundsätzlich auch:

„Wir müssen schneller bauen“ – allein deshalb, um die Planziele im Wohnungsbau zu erreichen, so seine realistische Bestandsaufnahme, in der der Beratende Ingenieur ebenso einen strengeren Berufsrechtsvorbehalt für Ingenieure und Ingenieurinnen forderte und sich klar für die Trennung von Planung und Ausführung aussprach. Gleichwohl dürften auch Investitionen in die Infrastruktur trotz Inflation und hoher Kostensteigerungen bei Energiepreisen und Baumaterialien nicht ins Stocken geraten.

Auch wenn der Beitrag Deutschlands beim Klimaschutz im weltweiten Vergleich zu den größten Emittenten USA, Brasilien, China und Indien überschaubar sei, rief er dennoch zur Verantwortung und Einflussnahme jedes Einzelnen und der Ingenieurinnen und Ingenieure auf: „Wenn nicht wir, wer dann?“, fragte er. Denn nach wie vor verursacht der Gebäudesektor einen extremen Energie- und Ressourcenverbrauch und ist verantwortlich für hohe CO2-Emissionen.

Infrastruktur, Energie und Wohnen – auch Wirtschaftsminister Olaf Lies stellte hohe Ansprüche an diese Themenfelder, auf die sich die Landesregierung aktuell herausragend konzentriere und Verlässlichkeit schaffe, was er am Bespiel des sechsmonatigen LNG-Terminal-Baus versicherte: „Wir wollen Beschleunigung, wir wollen es schneller und einfacher machen.“ Das funktionierte, ohne materielles Recht zu verändern: „Was wir geschafft haben, ist ein anderes Herangehen“, so Olaf Lies.

Diese Zuversicht sei nun auf das bezahlbare Wohnen zu übertragen, um jetzt spürbar für Entlastungen zu sorgen. „Da brauchen wir eine Antwort“, so der Minister. Er unterstrich damit die Positionen des Präsidenten, für die Klimaziele in den Bestandsbau zu investieren gegenüber Neubauten mit Standards, die sich widersprechen, die Wohnen teuer machen und über Sinnvolles mitunter hinausgehen. Denn die Herausforderung bezahlbaren Wohnens ist groß und wird steigen in einer Zeit, in der Menschen Zuflucht und Perspektive suchen, so der SPD-Politiker als er fragte: „Wie sieht eine niedersächsische Lösung aus, wie wir die Idee von Standards, die hoch sind, aber bezahlbar sind, von Klimaschutz der notwendig, aber umsetzbar ist auch wirklich realisieren? “Die planenden Berufe, Ingenieurinnen und Ingenieure sowie Architekten, rief er zu „gemeinsamen Antworten“ auf. „Hier sitzen diejenigen, die Lösungen finden können“, um Quartierslösungen zu ermöglichen, ganzheitliche Lösungen von Neubau und Umbau zu realisieren und beim Ziel der Klimaneutralität auch die CO2-Gesamtbetrachtung der Gebäude zum Gegenstand zu machen, also auch die Energien, die für die Herstellung der Gebäude benötigt werden.

„Ein bisschen Abstrich und trotzdem noch Lösungen“ wünschte auch er sich bei der Normenflut. Dies sei beim Bauen gerade ein großes Hindernis, ähnlich wie der Fachkräftemangel, dessen Bewältigung Voraussetzung sei, damit diese Aufgaben dauerhaft funktionierten, „und das wird nur gelingen, wenn wir weiter gute qualifizierte Fachkräfte haben, wenn der Fokus darauf liegt, dass wir Ingenieure und Fachkräfte wirklich dringend brauchen.“

Nach drei Jahren Corona und dem Ukrainekrieg rief Olaf Lies weiter zum Zusammenhalt in der Gesellschaft und zu Zuversicht auf, damit die strategischen und wirtschaftlichen Investitionen zum Erreichen der Klimazeile durch kluge Innovationen gelingen. Denn: „Wir schaffen Klimaschutz, wir schaffen Versorgung, wir schaffen wirtschaftliche Investitionen, weil wir es gemeinsam denken.“

Auf Weltreise durch das Extremwetter der Erde und durch den Klimawandel – zwischen Faszination und Erschrecken nahm der Wetterexperte Frank Böttcher das Publikum mit zu Gletschern und in Extremwetterereignisse rund um den Globus. In spannenden Satellitenaufnahmen machte er die Spuren des Menschen sichtbar, die unmittelbar den Klimawandel beeinflussen: Rauschschwaden verbrannter Wälder, Industrieverschmutzungen in Luft und Ozeanen, Saharasand in ungewohnten Breitengraden. Dies alles wurde sichtbar. Frank Böttcher, der gerade zum Vorsitzenden der Deutschen Meteorologischen Gesellschaft (DMG) gewählt wurde, kam dann unmittelbar und deutlich zu den Folgen, die sich verheerend schon zeigen und die durch die Erderwärmung weiter zunehmen werden. „Das Wetter, das Klima, es kennt keine Grenzen, alles hängt in der Atmosphäre miteinander zusammen“, zeigte der Wetterexperte eindrucksvoll.

Die Zunahme der Hitzewellen sei zweifelsfrei eine Folge, erklärte er auf Basis wissenschaftlicher Daten. Rekorde sind zu verzeichnen und bei den Temperaturen im Jahresmittel erleben wir nachweislich einen kontinuierlichen Anstieg. „Eine derart außergewöhnliche Häufung von Rekordjahren der Temperatur ist nur durch die menschengemachte globale Erwärmung erklärbar“, versicherte der Klimaexperte. Die 40 Grad Celsius waren wohl erst der Anfang, so sein Blick in die nächsten Dekaden, dazu ausgetrocknete Flussbetten, extrem klimageschädigte Wälder, abschmelzende Gletscher, sich erwärmende verschmutzte Meere, Starkregen- und Sturmereignisse.

Es wird starke Veränderungen bei extremen Wetterereignissen geben, die sich auch in unsere Gebiete verlagern wie die Zunahme von Hitzewellen und umgekehrt eine Abnahme strenger Fröste beispielsweise. Die gravierenden Folgen sind vielfach: Von fünf Gletschern gibt es nur noch vier in Deutschland, denn die Temperaturen sind hier zu Lande deutlich stärker gestiegen als im weltweiten Durchschnitt. Wärmere Sommer und längere Trockenphasen verstärken das Risiko von Waldbränden, führen zu Trockenzeiten und -schäden mit Wasserdefiziten, damit verbunden zu Belastungen für Menschen, Agrarkulturen und Forstwirtschaft, Industrie und Wirtschaft. Starkregen- und Sturmereignisse werden in ihrer Intensität ebenso zunehmen, die Gefahr von Überschwemmungen und Überflutungen durch steigende Meeresspiegel neue Dimensionen erreichen. Damit sich der anthropogene Klimawandel nicht schneller verstärke, seien jetzt breite Maßnahmen für den Klimaschutz und an die Klimaanpassungen in den Städten wie an den Küsten notwendig. Die Innovationen von Ingenieurinnen und Ingenieuren gehörten dazu und seien besonders gefordert.

Preisverleihung der Stiftung der Ingenieurkammer

Mit der Preisverleihung der Stiftung der Ingenieurkammer Niedersachsen ging dieser erfolgreiche Neujahrsempfang zu Ende. Wir gratulieren den sechs Preisträgerinnen und Preisträgern, die ihre ausgezeichneten Studienarbeiten freudestrahlend vor breitem Publikum vorstellten. Die Stiftungspreise überreichte Präsident Martin Betzler.

Preisträgerinnen und Preisträger 2023 sind

Simon Emmelmann B. Eng.
Nathalie Helm B. Sc.
Martin Kumm M. Eng.
Florian Lyrath M. Eng.
Dr. Kathrin Otten M. Ed.
Felix Spröer M. Sc.

Über die Preisträgerinnen und Preisträger 2023 informieren wir Sie auch auf der Webseite der Stiftung der Ingenieurkammer Niedersachsen  hier 

 

Fotos: © Christian Wyrwa

Ansprechpartner/in

Bettina Berthier M.A.
Sachgebietsleiterin
0511 39789-23
E-Mail
Jenny Niescery-Wißert
Teamassistentin
0511 39789-33
E-Mail