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Suffizientes Bauen: Viele Maßnahmen führen zum Ziel

Bilder: Ingenieurkammer Niedersachsen

Der Präsident der Ingenieurkammer, Prof. Martin Betzler, hat beim Wohnungspolitischen Kongress erklärt, was aus Sicht des Ingenieurs zum Suffizienten Bauen gehört.

Der Wohnungspolitische Kongress in Hannover hat sich dem nachhaltigen Wohnungsbau und -umbau gewidmet. Ein großes Thema dabei war das Suffiziente Bauen, über das auch der Präsident der Ingenieurkammer Niedersachsen, Prof. Martin Betzler, in einem Vortrag sprach. Suffizientes Bauen ist eine Strategie für mehr Nachhaltigkeit, bei der ganz gezielt weniger Ressourcen verbraucht werden, indem das Verhalten geändert wird. Betzler nahm an einem Fachforum bei der Veranstaltung teil, die von der Investitions- und Förderbank Niedersachsen – NBank, dem Verband der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft in Niedersachsen und Bremen und dem Niedersächsischen Wirtschaftsministerium organisiert wurde.

 

Wohnfläche pro Person steigt

 

Zunächst beschrieb Betzler, dass die Menschen in Deutschland pro Person in immer größeren Wohnungen leben. „Die Wohnfläche pro Kopf nimmt immer weiter zu“, sagte Betzler. Anhand des Wärmebedarfs machte er deutlich, dass gleichzeitig der Energieverbrauch pro Person steigt, da die großen Wohnungen beheizt werden. „Wir werden zwar immer sparsamer, aber es nutzt unterm Strich nur wenig, weil wir so viel Wohnfläche verbrauchen“, hielt der Präsident der Ingenieurkammer Niedersachsen fest.

Was kann das Suffiziente Bauen nun leisten, um die Lage zu ändern? „Zum Suffizienten Bauen gehört nicht nur, dass man sich genau überlegt und genau das baut, was gebraucht wird, sondern dazu gehört ein ganzer Blumenstrauß an Maßnahmen“, sagte Betzler. Einen wichtigen Beitrag können aus seiner Sicht das vorausschauende Planen für die Zukunft und die spätere Umnutzung von Räumen leisten. „Wir bauen ja immer nur für den jetzigen Zustand. Eine Familie mit zwei Kindern macht zwei Kinderzimmer“, beschrieb der Präsident die übliche Vorgehensweise. Es müsse aber darüber nachgedacht werden, wie sich die Nutzung eines Gebäudes später einmal ändern wird. „Was ist in zehn, 15, 20 Jahren? Da sind die Kinder aus dem Haus. Also da muss man sich etwas anderes überlegen.“ Eine Lösung könne darin bestehen, dass später auf einfache Weise Wände entfernt und Räume zusammengelegt werden.

 

Austausch und Umzüge innerhalb der Gebäude ermöglichen

 

Um sich auf ändernde Lebensumstände einzustellen, könnten auch Gebäude gebaut werden, in denen unterschiedliche Wohnungsgrößen von verschiedenen Generationen bewohnt werden, die sich untereinander austauschen könnten. So könnten Bewohner im Alter einfacher in eine kleinere Wohnung ziehen und wären weiterhin in demselben Gebäude. „Das macht es dann vielleicht leichter, in eine andere Wohnung zu ziehen“, erklärte Betzler.

Außerdem sollte aus Sicht des Präsidenten der Ingenieurkammer der Umbau bestehender Gebäude in Betracht gezogen werden, um Material zu sparen. „Wir müssen die Chancen des Bestands nutzen“, sagte er. Zum Beispiel durch die Corona-Pandemie stünden viele Büroflächen leer, die genutzt werden könnten. Betzler begrüßte, dass in Niedersachsen die sogenannte Umbauordnung in Kraft getreten ist. Diese Novelle der Niedersächsischen Bauordnung ermöglicht einfacheres und günstigeres Bauen, indem beim Umbauen von bestehenden Gebäuden von Standards abgewichen werden darf.

 

Einfacheres Bauen für mehr Suffizienz

 

Überhaupt kann das einfache Bauen einen Beitrag zu mehr Suffizienz und Nachhaltigkeit leisten. Es gebe insgesamt immer kompliziertere Tragwerke und Gebäudekonstruktionen, so Betzler. Er beschrieb ein Gebäude, bei dem die unter dem Gebäude liegende Tiefgarage mit ihrem Raster nicht zu den Wänden der anderen Etagen passt. In der Folge komme es zu „sehr dicken Decken, sehr viel Beton, immensen Kosten und einem hohen Risiko für Bauschäden“. Einfache Konstruktionen hingegen seien weniger empfindlich.

Nachdem er die verschiedenen, möglichen Maßnahmen beschrieben hatte, wies Betzler zum Schluss noch auf die Verantwortung hin, die Ingenieurinnen und Ingenieure durch ihre Arbeit für die Zukunft haben. „Das, was wir bauen, sind oft Tragwerke und Bauwerke, die über viele, viele Jahrzehnte halten. Und wir müssen an unsere nachfolgenden Generationen denken, damit die auch noch ein schönes Umfeld haben, um arbeiten und leben zu können.“