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Sommerfest der Ingenieurkammer: Fokus auf schnellerem Bauen

Bilder: Marcus Prell

Die Ingenieurkammer hat sich für einfaches und schnelles Bauen ausgesprochen. Erste Ansätze dafür gibt es schon, wurde beim Sommerfest deutlich.

Beim Sommerfest der Ingenieurkammer Niedersachsen hat Präsident Prof. Dr.-Ing. Martin Betzler deutliche Kritik an den langen Bauverfahren in Deutschland geübt. Bundesweit stünden rund 760.000 genehmigte Wohnungen im Stau – viele davon seit über zwei Jahren. „Die Bauverfahren dauern viel zu lang. Das Ziel muss sein, einfacher und schneller zu bauen“, betonte Betzler. Politik müsse hierfür die passenden Rahmenbedingungen schaffen. Gerichte urteilten noch immer streng nach den „anerkannten Regeln der Technik“ – ein Ansatz, der Innovationen häufig blockiere. „Wenn nach diesen Regeln schon in der Steinzeit entschieden worden wäre, würden wir heute noch in Höhlen hausen“, sagte Betzler.


Niedersächsische Bauordnung als Vorbild


Als positives Beispiel nannte Betzler die neue niedersächsische Bauordnung. Sie ermögliche unter anderem einfachere Aufstockungen im Bestand oder den Verzicht auf verpflichtende Tiefgaragen, ohne Kompromisse bei der Sicherheit einzugehen. „Sicherheit ist nicht verhandelbar“, stellte Betzler klar. Durch solche Anpassungen könne jedoch deutlich kostengünstiger und effizienter gebaut werden. Auch bundesweite Modelle wie der „Hamburger Standard“ oder das Programm „Gebäudetyp E“ zeigten, dass reduzierte Standards und optimierte Abläufe Einsparungen von bis zu 170 Euro pro Quadratmeter ermöglichten.


Politik schafft Freiräume 


Niedersachsens Wirtschaftsminister Grant Hendrik Tonne hob in seiner Rede den Mut des Landes hervor, gesetzliche Vorgaben zu reduzieren und Bauprozesse zu vereinfachen. „Wo ein Staat loslässt und gesetzliche Vorgaben zurücknimmt, entstehen Freiräume. Jetzt braucht es aber auch diejenigen, die bereit sind, diese Freiräume zu nutzen“, sagte Tonne. Er appellierte an die Ingenieurinnen und Ingenieure, diese neuen Spielräume aktiv auszufüllen, um Planungs- und Genehmigungsverfahren zügig voranzubringen.


Mittelstand stärken, Infrastruktur sichern


Sowohl Betzler als auch Tonne wiesen auf die zentrale Rolle des Mittelstands in der Bauwirtschaft hin. Über 90 Prozent der Planungsbüros in Niedersachsen haben weniger als 50 Beschäftigte. Damit sei es wichtig, kleine und mittlere Unternehmen stärker einzubeziehen und Großprojekte nicht ausschließlich an Generalunternehmen zu vergeben. Angesichts der beschlossenen Milliarden-Investitionen in die Infrastruktur komme den Ingenieurinnen und Ingenieuren eine Schlüsselrolle zu. Das Sommerfest machte deutlich: Niedersachsen setzt auf schnelleres, effizienteres und innovatives Bauen – mit der Ingenieurkammer als starkem Partner an der Seite der Politik.