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Jade Hochschule Oldenburg

Zukunftsorientiertes Ingenieurstudium verbindet Bauwesen, Geoinformation und Gesundheitstechnologie

Gleich in der Halle der Jade Hochschule am Studienort Oldenburg kann man zahlreiche Vitrinen mit 3D-Modellen aus dem Drucker bewundern. Studierende haben sie entwickelt, berechnet und dann auf den 3D-Druckerknopf gedrückt. Schon steht das Gebäude maßstabgerecht mit Fenstern, Treppen und allen anderen Features da. Eine enorme Erleichterung, wenn es um das Entwickeln und zukunftsträchtige Planen vieler Ingenieurberufe geht. Dekan Professor Prüser ist mein Ansprechpartner für die Fachbereiche Bauwesen, Geoinformation und Gesundheitstechnologie. Gemeinsam mit seinen Kollegen, Professor Ingrid Jaquemotte als Studiendekanin der Lehreinheit Geoinformation sowie dem Studiengangsleiter Professor Frank Wallhoff aus der Abteilung Technik und Gesundheit für Menschen, machen wir einen Campusrundgang, der plastisch vermittelt, wie sich die Bereiche zukunftsträchtig vernetzen lassen.

Augmented Reality

Im Bereich Geoinformation erwartet mich ein multimediales Erlebnis. Wir begeben uns in einen Raum hoch oben unter dem Dach des Hochschulgebäudes. 40 Lautsprecher erzeugen einen Höllensound und ein riesiger 3D-Beamer die passende optische Illusion dazu. Ich bekomme eine Brille auf und kann nun eine antike Brücke abschreiten, die zuvor mit tausenden Messpunkten komplett vermessen und hier im Studio bildlich-plastisch nachempfunden wurde. Jeder bröckelnde Stein wird realitätsgetreu dargestellt. Zu einem multimedialen Gesamterlebnis wird es dadurch, dass Raumakustik dank der Lautsprecherboxen rundum von verschiedenen Seiten gestaltet wird und mich wie ein Vogel umkreist. Dieses multimediale Gesamterlebnis nennt man virtuelle Realität oder „virtual reality“. Es ist die computergestützte Erweiterung der Realitätswahrnehmung. Mich erinnert das Ganze an die Google-Brille oder das Holodeck bei Star Trek. Ich bin beeindruckt und sehe Studierende hier mit viel Freude ihr Technikverständnis erweitern. Aber was hat das Ganze mit Gesundheit zu tun oder mit dem Bauwesen? Diese Frage beantworten unsere nächsten Rundgangstationen.

Digitalisierung

Die Digitalisierung im Bauwesen hat an der Jade Hochschule längst Einzug gehalten. Das Schlagwort hierfür ist BIM (Building Information Modeling). Es bedeutet, dass ein Gebäude im Prinzip immer zweimal gebaut wird. Das erste Mal digital in einem Modell. Es wird intensiv geprüft. Erst wenn es frei von Fehlern ist und wenn man die Kosten kennt wird auf der Baustelle losgelegt, erklärt mir Professor Prüser. Digitalisierung verändert die Arbeitswelt der Ingenieure und Ingenieurinnen. Aber natürlich tüfteln sie weiterhin Innovationen für Millionen aus und tragen damit eine große Verantwortung.

Barrierefreie Wohnwelt für die Zukunft

Ebenso wie Neubauten müssen unsere bestehenden Gebäude sich zunehmend auf eine immer älter werdende Bewohnerschaft ausrichten. Das ist eine Herausforderung an die Immobilienwirtschaft. Hier an der Hochschule macht man sich Gedanken darüber, wie die Wohnumgebung gestaltet sein muss, in der sich ein älterer Mensch mit körperlichen Beeinträchtigungen wohl fühlt. Um das am eigenen Leibe zu spüren und zu erleben, gibt es an der Jade Hochschule den “GERT“.

GERT bezeichnet einen Gerontologie-Anzug, der es dem Träger oder der Trägerin ermöglicht, die Sinneswahrnehmungen eines älteren Menschen zu erleben. Man streift schwere Schuhe über, die den Gang versteifen und die Beweglichkeit einschränken, eine Brille, die die Umwelt einfärbt, eintrübt und auf diverse Augenkrankheiten wie Grüner bzw. Grauer Star einstellbar ist. Die Hörleistung vermindert ein Kopfhörer, der bei Bedarf auch Tinnitusgeräusche abspielt. Wer das ausprobiert, hat eine Vorstellung davon, was die Zielgruppe Tag für Tag erlebt und kann sich in die Bedürfnisse älterer Menschen leichter hineinversetzen.

Praktika im Bereich Kinder- und Orthopädietechnik und Gebäudesystemtechnik

Die Studierenden der Abteilung Technik und Gesundheit für Menschen absolvieren flankierend zum Studium Praktika und Hospitationen zum Beispiel bei Sanitätsfachunternehmen oder sie entwickeln sprachgesteuerte Gebäudesysteme beim Elektroinstallations-Hersteller oder sie experimentieren mit dem Senioren Hausnotruf-System der Johanniter-Unfall-Hilfe. Professor Prüser und seine Kollegen erklären den Studierenden Begriffe wie „Healing Environment“, vermitteln Kenntnisse in Servicerobotik und Assistiven Technologien und entwickeln Innovationen, wenn es um das Thema autonomes Fahren und Mensch-Maschine-Interaktion geht.

Spurensicherung und Forensik

Auch für kriminalistische Spürnasen bietet ein Studium am Fachbereich spannende Aspekte: Längst finden in Forensik und Spurensicherung Laserscanner Verwendung, werden zur Ermittlung und Beweissicherung Tatortaufnahmen mit Spezialkameras gemacht, die ihren Ursprung in der Geodäsie haben. Schließlich kommen in Gefängnissen moderne Sicherheitssysteme zum Einsatz. Die JVA´s können heute ausgestattet werden mit einer speziellen Sensorik, die eine Bewegungsmusteranalyse der Gefangenen berechnet und bei Auffälligkeiten Alarm schlägt.

Ein weiterer Begriff, den ich heute kennenlerne ist das „Indoor Mapping“. Dabei geht es um Laserscans, die innerhalb von Gebäuden durchgeführt werden. Sie zeichnen Flure, Räume, Treppen und vieles mehr auf. Diese Daten werden verarbeitet und lassen sich dank mobiler Kommunikationstechnik direkt auf das Handy holen. So kann man sich in einem fremden Gebäude leicht orientieren.

Mathekenntnisse für das Ingenieurstudium

Eine Frage, die bei Campusbesuchen immer aufkommt, ist die nach den Mathekenntnissen der Studienanfänger. Und diese sind in der Tat auch hier sehr unterschiedlich, da die Studienanfänger zum Teil aus verschiedenen Schulformen kommen oder auch aus dem Berufsleben – bei den assistiven Techniken zum Beispiel aus den Pflegeberufen - und dann liegt der Erwerb der die Mathegrundlagen schon etwas länger zurück. Damit die Vermittlung von Mathematikkenntnissen nicht zum Hindernis wird, gibt es an der Jade Hochschule Mathe „to go“, einen Onlinekurs. Und es gibt auch ein Tutorienprogramm als Förderung in der Studieneingangsphase, damit möglichst alle mitgenommen werden in den äußerst bunten und spannenden Fachbereich Bauwesen, Geoinformation und Gesundheitstechnologie.